Burnout

Vielen von uns kennen das Lied von Tim Bendzko “Nur noch kurz die Welt retten”. 

Funktioniert Multitasking?

Oft haben wir das Gefühl, dass wir Tausend Dinge gleichzeitig machen müssen. Im Stressreport 2019 von baua sieht man, dass der größte Stressfaktoren bei Unternehmern, Führungskräften, wie auch Mitarbeitern das Multitasking ist. Das führt zu dauernden Arbeitsunterbrechungen und zur enormen mentalen Kraftverlusten. 

 

Erschwertes Abschalten

Die Folge ist, dass der ganze Arbeitstag sich als unerledigt sich anfühlt und wir nur schwer abschalten können. Wenn hier auch noch soziale Konflikte und emotionale Anforderungen in der Firma oder im eigenen Heim dazu kommen, ist die Abschaltmöglichkeit noch mehr beschränkt. Daraus folgt nächtliche Schlafstörung, allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit, körperliche, wie auch emotionale Erschöpfung. Die meisten erleben Rücken- und Kreuzschmerzen. 

 

Mindestruhezeit ohne Unterbrechung!

Als Mindestruhezeit zwischen zwei Arbeitseinsätzen ist ein ununterbrochener Zeitraum von 11 Stunden festgelegt laut §5 Abs.1 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) bzw. EU Richtlinie 2003/88/EG Artikel 3. Ruhezeiten dienen zur Erholung. Aber wer hält sich heute daran? Die Arbeitswelt verändert sich. In diesem Kontext wird der Ruf nach flexiblen Arbeitszeiten laut. Am Nachmittag ggf. 1-2h frei, dafür am Abend noch die Emails beantworten oder mit Kollegen aus anderen Zeitzonen zoomen. Die Ruhezeit ist unterbrochen. Laut den Studien von baua führt das langfristig zu Schlafstörungen, Erschöpfungssyndromen und Kranheitsfolgen. 

Aber gerade aus “arbeitswissenschaftlicher Sicht ist auch eine kurze Unterbrechung der Ruhezeiten bereits kritisch zu beurteilen: Bei der Gestaltung der Ruhezeit ist die Nicht-Unterbrechung bzw. Geschlossenheit des Erholungsprozesses von besonderer Bedeutung. Auch kurzfristige Unterbrechungen der Ruhezeiten .. stören dabei das Abschalten von der Arbeit und reduzieren die Erholungsqualität. Bereits durch die Erwartung einer Unterbrechung, z.B bei Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit für berufliche Belange werden Abschalten und Erholung erschwert. Da Erholung und Ermüdung einer Exponentialfunktion folgen, sollte bei einer Unterbrechung der Ruhezeit durch Arbeitsaufnahme die sich erneut anschließende Ruhezeit deutlich weiter verlängert werden. ” Baua, Stressreport 2019, S.72

Diejenigen, die auffällige “Erholungsprobleme” haben, sind diejenigen, die in der Statistik die meisten Krankheitstage aufweisen. 

 

Das Ziel ist jedoch sich jeden Tag vollkommen ausgeruht zu fühlen!

Wer von uns hat aber wirklich dieses Ziel? Psychische Leiden haben sich in den letzten Jahren laut OTS in Wien verdreifacht. Jeder vierte der zum Arzt geht leidet darunter! Es ist die vierthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. 

Es gibt in der Literatur verschiedene Definitionen, was Stress ist. Meistens hat es mit hohen Ansprüchen zu tun, Angst, etwas nicht zu schaffen, ein Spannungszustand gepaart mit der Befürchtung über einen gewissen Zeitraum hinweg die Kontrolle zu verlieren. 

 

Normale Körperreaktion

Eigentlich ist die Stressreaktion eine ganz normale körperliche Reaktion auf die Herausforderung vor der wir stehen: Es gibt ein zentrales hormonelles Steuerorgan, genannt Hypophyse. Diese signalisiert gefährliche Situationen den Nebennieren, die dann Adrenalin aussondern. Das führt dazu, dass der Blutkreislauf beschleunigt wird und die Hirndurchblutung gefördert wird. 

 

Erste Warnsignale

Das Problem jedoch ist, wenn der Stress weitergeht und der Körper in einen ständigen Alarmbereitschaft übergeht. Dann ist Entspannung und Regeneration nicht möglich! Der eigentliche positive Stress wirkt dann als negativer Stress und hat damit krankheitsauslösende Wirkungen.

Das bedeutet also: Stress für ein paar Stunden ist gut wegzustecken, aber nicht als chronisch andauernde Belastung. Die Warnsignale sind dann eine hohe Anfälligkeit für Infektionen, chronische Erschöpfung, Schlafschwierigkeiten und Schmerzen. Die Cortisolwerte sollten eigentlich die Ausschüttung von CRH und ACTH verringern, jedoch neue oder anhaltende Stressfaktoren können die Minderung des Stressberuhigungsvorgangs erneut hindern.

Wenn Ihr dann zum Arzt geht, wird er nicht wirklich was finden, weil die Ursachen eben psychosomatisch sind, sprich von der Psyche ausgehende Wirkung auf den Körper. 

Was sind körperliche Reaktionen auf den Körper? 

Grundsätzlich hat jeder Mensch unterschiedliche Reaktionen auf Stress. Jeder kennt so seine Schwachstelle, wo es zuerst sichtbar wird. Ob es der Rücken ist, ob es Kopfschmerzen sind, ob es die Verspannung des Kiefers ist oder das Beißen der Zähne und das Pressen der Zunge gegen die Zähne in der Nacht. Von den Reaktionen des Körpers her, weil ja Glukokortikoide und Adrenalin ausgeschüttet wird, gibt es natürlich Reaktionen wie: 

Herzschlagfrequenz erhöht sich, Durchblutung von Haut und inneren Organen reduziert sich, Blutdruck steigt, Leber gibt mehr Glukose ins Blut, verminderte Durchblutung der Niere, Muskeln ziehen sich zusammen, Durchblutung der Verdauungsorgane sinkt mehr als zwei Drittel. 

Das hat natürlich Folgen, wie 

  • Herzrasen
  • Herz-Kreislaufstörung
  • Kopfschmerzen
  • Verdauungsprobleme
  • Magengeschwür
  • Rückenschmerzen
  • Muskelverspannungen
  • Darmentzündungen

Die Ausschüttung der Glukokortikoide (Kortisol) zur Regelung des Stress Levels hat ebenfalls Auswirkungen auf unseren Körper: 

  • Schlafverhalten wird negativ beeinflusst
  • Immunsystem wird geschwächt
  • Allergieanfälligkeit häufen sich
  • Infektionen treten schneller auf
  • Lernfähigkeit nimmt ab
  • Konzentrationsfähigkeit nimmt ebenfalls ab
  • Spannungskopfschmerzen
  • Eiweissabbau in der Muskulatur
  • Erhöhung der Zuckerwerte

In der Schweiz habe ich einen bekannten Arzt von mir gefragt, was denn ein ein erhöhter Glukosespiegel im Körper für Auswirkungen hat. Er sagte: 

„Komplexe Fragen einfach beantworten: Ein erhöhter Blutzucker bewirkt sehr viel.. eine ganz wichtige Sache ist die negative Wirkung auf die arteriellen Blutgefässe, Herzdurchblutung- Herzinfarkt, Gehirndurchblutung – Hirnschlag, Augendurchblutung – Erblindung, Nierendurchblutung – Nierenversagen, schlechte Wundheilung, schwere Schädigung des Nervensystems – etc.“ Dr. Axel Buchli

Gerald Hüther, der berühmte Neurowissenschafter in der Psychiatrischen Klinik der Universtität Göttingen sagte: 

„Sie ist durch eine langanhaltende Aktivierung cortikaler und limbischer Strukturen sowie des zentralen und peripheren noradrenergen Systems gekennzeichnet, die sich wechselseitig so weit aufschaukelt, dass es schließlich auch zur Aktivierung des HPA- Systems mit einer massiven und lang anhaltenden Stimulation der Cortisolausschüttung durch die Nebennierenrinde kommt. Solche unkontrollierbaren Belastungen haben … weitreichende Konsequenzen auf die im Gehirn angelegten Verschaltungen…. Ausgelöste Destabilisierung neuronaler Verschaltungsmuster in limbischen und kortikalen Hirnregionen zu u.U. sehr grundsätzlichen Veränderungen des Denkens, Fühlens und Handelns einer Person führen.“

 

Starkverändernde Wesensmerkmale

Das ist ja das, was etliche von uns erleben, wo Du Dich selbst nicht mehr erkennst oder wo andere sagen: “Den erkenne ich nicht mehr wieder! Er / Sie ist so anders geworden!” 

Ich hatte als Klienten einen Architekten aus Stuttgart, der genau dies beklagte. Er sagte er komme nach Hause und brülle die Familie so an, er erkennt sich selbst nicht mehr wieder! 

Das ist aber nichts abnormales auf dem Weg ins Burnout! Das sind Warnsignale, um uns anzuzeigen, dass hier eine Veränderung dringend ansteht! 

 

Derzeitige Stressoren bearbeiten

Eine gute Möglichkeit ist, sich die derzeitigen Stressoren aufzuschreiben und sich zu Fragen, wie stark diese auf einer Skala von 1-10 sind. Die nächste Frage, die man sich stellt ist, wie sich das auf den Körper auswirkt. Weitere Fragen sind: Was nervt mich konkret? Kann man es ändern? Wenn ja, wie kann man es ändern? Wenn Nein, wie kann ich meine Einstellung dazu verändern?

Das Institut für Sozialmedizin in Wien hat einen Stress Test entwickelt, um festzustellen, ob man gestresst bzw. übermässigen Belastungen ausgesetzt ist. Ich nehme daraus ein paar Fragen,  die Dir bei der Selbstreflexion helfen können: 

Ja Nein
Wenn ich einmal einige Stunden oder Tage – in meinen Augen nichts Produktives getan und mich entspannt habe, dann taucht eine Art Schuldgefühl auf.
Ich kann schwer „nein“ sagen, wenn mich jemand um etwas bittet.
Ich beobachte, dass ich alltägliche Dinge, wie gehen, essen, trinken, reden usw. sehr schnell tue.
Die Langsamkeit anderer macht mich nervös und ungeduldig.
Ich habe Schlafprobleme (schlafe schwer ein, wache öfters auf, bin in der Früh unausgeschlafen, habe Alpträume…)
Bei Aufregungen schlägt mein Herz unregelmäßig.
Für mich selbst nehme ich mir zu wenig Zeit.
Meine Leistungen werden von der Umgebung zu wenig anerkannt.
Es gibt Zeiten, da fühle ich mich leer und abgestumpft.
Mitmenschen würden mich wahrscheinlich als „gereizt“ und „ungeduldig“ beschreiben.

 

Viele Dinge tragen zum Burnout bei

Es sind viele Dinge, die zum Burnout beitragen. Es gibt gewisse Stressoren, wie Leistungsanforderungen, zu viel Arbeit, soziale Konflikte, Zeitdruck und die dauernden Unterbrechungen. Dazu kommen die persönlichen Stressverstärker, indem wir uns noch mehr unter Stress setzen, wie Ungeduld, Perfektionismus, Kontrollstreben, Einzelkämpfertum und Selbstüberforderung. Das Ganze führt dann zur Stressreaktion, die dann körperliche, emotionale und mentale Folgen haben können. 

 

Werde zum Gestalter

Ich möchte Dir hier ein praktisches Tool mitgeben. Dieses Tool befähigt Dich sowohl eine Ist-Aufnahme zu machen, wie auch zum Gestalter zu werden:  

Derzeit Alt Neu GestalterIn
Was stresst mich äusserlich Wie kann ich auf das Äusserliche einwirken? 
Was stresst mich innerlich? (Einstellung) Welche Einstellung kann ich ändern ? 
Wie reagiere körperlich? Was kann ich körperlich verändern? 

 

Psychohygiene praktisch

Wie belastet bin ich derzeit? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Welche Arbeitsbedingungen bedürfen Korrektur (Belastungen, Termine,…)? (mindestens 4)

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Wieviel denke ich über die Probleme in meiner Freizeit nach? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wieviel denke ich über die Schwierigkeiten vor dem Einschlafen nach? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie sehr achte ich auf ruhige regelmässige Essenszeiten? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie intensiv nehme ich die Natur wahr? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie oft mache ich Sport in der Woche? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie stark ist unsere Sexualität? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Habe ich regelmässige Ruhezeiten? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie oft treffe ich mich mit meinen Freunden? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Wie drücke ich meine Kreativität derzeit aus? (1 = gar nicht, 10 sehr stark)

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Die “Praxis-Psychohygiene”© verhilft Dir einen Überblick über Dein Leben zu machen. 

Das wirklich verheerende beim Burnout ist nämlich, dass man es nicht und nicht wahrhaben möchte, bis der Körper dann komplett in den Standby fährt und man sich wie gelähmt fühlt. 

Selbst junge UnternehmerInnen und Führungskräfte, die aufgrund ihres Alters voller Energie sein könnten, befinden sich “plötzlich” im Burnout, die es vorher nie für wahr gehalten hätten, im Gegenteil, sogar über das Thema gelacht haben. 

 

Verschiedene Stufen

Im groben kann man 3 Stufen des Burnouts bezeichnen, die dann wiederum unterteilt werden können. 

Stufe 1 des Burnouts sind erste Anzeichen der Erschöpfung, wie Schlafstörung, Schmerzen, Tinnitus, unregelmäßiger Herzschlag, gesteigerte Arbeitsaktivität, verminderte Leistungsfähigkeit, Reiz- und Kränkbarkeit. 

Bei Stufe 2 schreitet die Erschöpfung voran. Das Verhalten ändert sich und alles dreht sich nur noch um die Arbeit: Es kommen aggressive Ausbrüche hinzu, blinder Aktionismus, Rückzug von der Familie, wie auch von Freunden, Ohnmachtsgefühle, Konzentrations – und Gedächtnisprobleme. 

Stufe 3: Leistung und Lebensmut schwinden. Körper und Geist steuern auf die völlige Erschöpfung zu: Apathie, Suizidgefahr, Depression, drohender Infarkt. 

Freudenberger und North geben spannende Inputs zu 12 Stadien auf dem Weg ins Burnout: 

  1. Stadium: Der Zwang sich zu beweisen
  2. Stadium: Verstärkter Einsatz
  3. Stadium: Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  4. Stadium: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
  5. Stadium: Umdeutung von Werten
  6. Stadium: Verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme
  7. Stadium: Rückzug
  8. Stadium: Beobachtbare Verhaltensänderungen
  9. Stadium: Depersonalisation / Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
  10. Stadium: Innere Leere
  11. Stadium: Depression
  12. Stadium: Völliges Burnout – Erschöpfung

Wenn wir diese 12 Stadien in 4 Phasen einteilen, so können wir sagen besteht diese aus der Phase 1 der Überschätzung und Achtlosigkeit der Thematik, gefolgt von der Phase 2 der Verdrängung und ja das eigene Gesicht wahren, dann die Phase 3 die Resignation, gefolgt von der Phase 4 der Krankheit. 

 

Mit Erfolg zum Burnout

Sylvia Wetzel schreibt in Ihrem Buch Achtsamkeit und Mitgefühl 7 geniale Schritte, wie Du auf jeden Fall zu einem Burnout kommst: 

  1. Setze dir ehrgeizige Ziele! Der Zweitbeste ist erster Verlierer!

Darum: überflügle alle! Mache es allen (!) recht und mache alles (!) perfekt. Gib dich nicht mit 100 Prozent und schon gar nicht mit weniger zufrieden. Setze deine Tages-, Wochen- und Lebensziele qualitativ und quantitativ so, dass das Scheitern bereits in der Planung programmiert ist.

  1. Übe exzessiv Selbstkritik! Das Gefühl, unfähig zu sein, kennst du sicher. Spätestens, wenn du an deinen hohen Zielen scheiterst. pflege es! Je öfter, umso besser! Verzeihe dir keine Fehler! Konzentriere dich auf dein Versagen! Und glaube nicht den Nieten, die dir zu mehr Selbstbarmherzigkeit und Gelassenheit raten.
  2. Sage stets und bereitwillig »Ja«! Dass andere mit ihren Bitten an dich herantreten, zeigt, wie wichtig du bist! Du wirst gebraucht! Lasse also niemanden hängen! Selbst dann nicht, wenn du andere Dinge dafür liegen lassen musst. Denke daran: Mit einem »Nein«- und sei es noch so freundlich – setzt du jede Beziehung aufs Spiel.
  3. Achte immer auf eine gute Erreichbarkeit! Lasse dich von deiner Neugier oder deinem schlechten Gewissen leiten! Dein Mobiltelefon ist hierbei ebenso hilfreich wie das Abrufen geschäftlicher Mails vom heimischen PC aus! Achte darauf, dass du rund um die Uhr – spätabends, am Wochenende und im Urlaub- greifbar bist! Ohne dich geht’s nicht! Abschalten kannst du im Jenseits!
  4. Opfere dein Privatleben für die Karriere. In deiner Zeit- und Lebensplanung sollte der Job oberste Priorität genießen. Investiere alles für dein Weiterkommen! Verausgabe dich beruflich so stark, dass du nach Feierabend und am Wochenende keine Kraft mehr für Familie, Freunde und Hobbys hast! Die so wachsende Unzufriedenheit (z.B. in deiner Familie) wird den Kollaps beschleunigen.
  5. Konzentriere dich aufs Geldverdienen! Deine Frau / Dein Mann wünscht sich von dir keine qualitativ hochwertige Zeit, sondern ein schönes Auto! Auch deine Kinder werden angesichts eines voll finanzierten Studiums eines Tages verstehen, weshalb du so gut wie nie für sie da warst. Also: Klotze ran! Gerade in Finanzkrisen zeigt sich, dass die »hohe Kante« nie hoch genug sein kann.
  6. Verzichte auf Sport und gesunde Ernährung! Um gesund alt zu werden, musst du nicht zwingend auf deine Gesundheit- weder körperlich noch seelisch – Rücksicht nehmen! Achte nur darauf, dass du dich für einen Job mit gutem Einkommen aufreibst. So kannst du dir in ein paar Jahren jede Reha-Maßnahme leisten.

 

Die Burndown Spirale

Die Burn-down Spirale ist wie ein Cocktail und hat eine ganze Menge von Eigenschaften: 

Innere Bilder, Innere Einstellung, Selbstbild, Selbstisolierung, Überidentifizierung, Konflikte und Verdrängung, Realitätsverzerrung, übertriebene Selbstkritik, Perfektionszwang, Permanente Erreichbarkeit, Abkehr von guten Freunden, „So war ich früher nicht!“, Drogen, Alkohol, Koffein, Anforderungsdruck und Bewältigungskompetenz, Anspruchsdenken, Neid, Angst um den Arbeitsplatz, Konkurrenz, Anerkennung, Kontrollstreben, Einzelkämpfer statt Teamwork, Beförderung zur Unfähigkeit, Verstärkung der alltäglichen Kleinkriege, Gefühl der Unentbehrlichkeit, übertriebener Ehrgeiz,….

Christan Morgenstern hat das so schön ausgedrückt: “Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.” Viktor Frankl selber sprach vom grossen Einfluss von Psyche auf den Körper, wie auch vom Körper auf die Psyche. Er nannte es den Psychophysischen Parallelismus. 

 

Wertetrias und die Arbeitswelt

In der Logotherapie bezieht sich die Wertetrias auf die drei Seinsarten des Menschen, nämlich auf das körperliche, seelische und geistige Sein und erschliesst damit in umfassender Weise dem Menschen sämtliche Zugänge zu Werten, nämlich

  1. a) physisch über das Erfinden, Schaffen, Gestalten, Machen, Tun und Handeln. 
  2. b)  psychisch über das Erleben, Wahrnehmen, Empfinden und Lieben, das die Brücke zur geistigen Seinsart schlägt;
  3. c) geistig über die Einstellung zum Leben.

Hier ist die Balance so wichtig. Das Schaffen ist etwas wunderbares von Gott erschaffen. Der Mensch kann aktiv sein und sich ausdrücken, er kann gestalten und machen. Gleichzeitig ist der Mensch nicht ein Roboter, sondern er hat Gefühle, Empfindungen, kann lieben, wahrnehmen und erleben. Hinzu kommt das Geistige, wo der Mensch Stellung nehmen kann, wo er Werte hat, durch die er der Welt Bedeutung zumisst und dadurch Sinn erkennt und verleiht. 

 

Was führt uns in die Unbalance?

Menschen lieben die Ausgewogenheit, die Balance und die Harmonie. Was führt uns dann eigentlich dazu, dass wir so unbalanciert sind und dies über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten. Spannend war es für mich im Praktikum im Burnout-Zentrum in Bad Hall zu sehen, wie tolle Menschen, sehr erfolgreich, intelligent und klug mit Vollgas ins Burnout gefahren sind. Aber was waren die Antreiber? 

Antreiber können kann verschiedene Dinge sein. Bei vielen Klienten in Bad Hall war es, dass sie sich beweisen wollten! Jemanden besonderen zeigen, dass sie es schaffen. Antreiber können sein: “Sei perfekt” oder “mach schnell”, oder “streng Dich an!”, “mach es allen Recht!” oder gar “sei stark”!Antreibertest können Dir zeigen, wo Du von innen – oft ohne es zu wissen – komplett angetrieben wirst und zwar so stark, dass das Maß aller Dinge verloren geht. 

Wenn wir zum Beispiel fest der Überzeugung sind: “Ich leiste, also bin ich”, dann wird Dein Lebensprogramm dementsprechend ausgerichtet sein. Nebst das Kennen der inneren Antreiber ist es wichtig, achtsam mit sich selbst, anderen und der Umwelt umzugehen. Etliche Menschen, die ich im burnout kennen gelernt habe, durften wieder erlernen, was es bedeutet, mit all den Sinnen zu leben und somit auch wieder aus dem Burnout herauszukommen. 

 

Krisenträchtige Haltungen

Elisabeth Lukas, die berühmteste Schülerin Frankls erwähnt vier krisenträchtige personale Haltungen: 

  • Übermäßiges Vermeidenwollen
  • Übermäßiges Ankämfen gegen etwas
  • Übermäßiges Erzwingenwollen von etwas 
  • Übermäßige Selbtbeobachtung

Dementsprechend ist die Umkehrform, die Dinge positiv proaktiv anzugehen, das Leben annehmen zuzulassen und eine gesunde Selbstdistanz zu bewahren (nicht alles so ernst und wichtig nehmen). 

 

Was bedeutet Genesung?

Genesung bedeutet beim Burnout Selbstfreundlichkeit auszudrücken und zu lernen, Dinge auch so sein zu lassen, wie sie sind bzw. wie sie sich entwickeln. Sich zu fragen, was wirklich wesentlich ist und Dankbarkeit für das eine Leben zu zeigen. Loslassen und Vergeben hilft sehr, wie auch die Erwartungen an andere runterschrauben. Die Realität zu akzeptieren, Demut lernen, achtsam in Ruhe zu Essen und Sinn im Leben zu erkennen.  

An dieser Stelle kannst Du Dir Dich selbst fragen, wie stark ist Dein soziales Netzwerk (zwischen 1-10), wie stark Deine Selbstfürsorge, Deine Selbstwirksamkeit (Dein Vertrauen in Deine eigene Stärke) und wie stark ist deine Sinnüberzeugung. 

 

Salutogenese: Der Weg zur Heilung

Auf dem Weg zur Heilung gibt es verschiedene Aspekte, die einem selber sehr helfen können. Klienten berichten, dass Weizen, Milch, Zucker und Fleisch zu Genesungsprozessen weglassen. Nebst dem ist es sehr wichtig, viel zu trinken, Sport zu betreiben, Sonne aufzutanken, Mäßigkeit in allem zu üben, tief atmen, gut schlafen und Gott Vertrauen üben. 

Menschen, die dies umsetzen werden schnelle Erfolge erziehen und sich wundern, wie gut man sich wieder erholen kann. Gesprächsberatung hilft, mit dem Themen ein gutes Ende zu finden und sich wieder positiv auf das Leben auszurichten. In einer Korrespondenz mit Prof. Dr. med. Dipl. mus. Eckart Altenmüller schrieb er mir auch über die positiven Effekte vom Einsatz der Musik. 

Die Natur als salutogenetischer Faktor ist heute in der Wissenschaft weit und tief studiert. Das Waldbaden mit den vielen Studien aus Japan, wie auch aus Wien sind sehr gut belegt und in der Praxis gut erprobt. Man heilt in der Natur besser, als im Zimmer oder im Haus. Die Natur ist ein großer Heilfaktor. Kneipp erkannte das bereits früh, so auch Kellog mit den Gesundheitszentren in Amerika und Europa. Es ist und bleibt ein gut bewährtes Heilmittel. 

Ich durfte das bei vielen Menschen staunend erleben, wie in kurzer Zeit die Natur Menschen verändert und wieder auftankt. Bei sehr vielen Menschen konnte ich das sehen, die zum privaten Gesundheitszentrum in den Mecklenburgischen Seenplatten gekommen sind. Ich konnte das sehen, wie ein Klient in kürzester Zeit wieder zu Kräften gekommen ist, der sich nicht nur das Waldbaden geheilt hat, sondern durch das Waldarbeiten. 

Die Adrenalinkonzentration sinkt enorm, wenn wir uns im Wald aufhalten. Gute Bewegung, ausreichende Bewegung, mit dazugehöriger frischen Luft führt zu einem guten tiefen Schlaf. Ein weiteres Puzzlestück ist die Psychosomatik des Humors. Die Klinik-Clowns wissen es: Lachen ist die beste Medizin. Das gilt auch beim Burnout. Lachen löst viel von der Ernsthaftigkeit, stärkt das Immunsystem, verleiht Mut und Zuversicht, wie auch Hoffnung.

Hippokrates sagte bereits: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein …“

So ist beim burnout ganz besonders zu achten, was man isst und wie man den Körper wieder dazu verhilft, Kraft zu tanken. Gewisse Lebensweisen, die man vorher gepflegt hatte, sind eher Kraftraubend für den Körper gewesen. Vieles hat zur Übersäuerung und Verschlackung geführt, Giftstoffe wurden abgelagert und das System ist fast lahmgelegt worden. Jetzt gilt es zu Entgiften und dem Körper wieder viele Vitamine aus der frischen lebendigen Nahrung herbeizuführen. 

Hierbei wird die Darmflora wieder komplett neu aufgebaut. 

 

Die psychische Neuorientierung

Konzentriere Dich auf eines. Plane effektiv mit Pufferzonen. Sage JA zu einer Aufgabe. Arbeite mit Ruhe. Setze Priorität für das Wesentliche. Mach Pausen. Sei mental frei: Antworte nicht auf alles. Richte Dir tägliche stille Zonen ein in der Natur. Lache viel und geniesse das Leben. Danke jeden Abend. Meine Empfehlung: Verankere einen Tag komplett als Ruhezone. Nimm dazu die 24h. Nimm immer den gleichen Tag. Schreibe es in Deinen Kalender hinein und lass den “Zug drüber fahren” – Da kommt kein Termin hinein. Der ist nur für Dich und Deine Familie. Ich persönliche mache das seit Jahren und genieße mein Burnoutschutz dadurch! 

 

Die Upspirale

Es gibt eine Downspirale und genau so gibt es eine Upspirale. Manches wirst Du selbst gut umsetzen können, bei manchen wirst Du Dich erst als Gefangener statt GestalterIn fühlen, aber es gibt Hoffnung! Es gibt immer einen Weg aus dem Burnout! Daher verzweifle nicht! Ändere kleine Dinge im Leben mit grossen Auswirkungen und schäme Dich nicht! Hole Dir Hilfe! Besorg Dir einen Burnout Coach und gönn Dir eine Kur! 

Aber vorallem: Schau, ob Du auf richtigem Kurs bist! Tust Du genau das, wozu Du gemeint bist? Tust Du genau das, wozu Herz und Kopf für Dich schlagen? Die Upspirale wartet auf Dich, in der Erfüllung dessen, wozu Du erschaffen worden bist, wenn Du Deinem Herzen folgst und beginnst, genau das zu machen, wo Du richtig gut bist und Deine Passion liegt! Das gibt die größte Erfüllung und ist der beste Burnout-Schutz überhaupt!

© Kris Lenart – Lenart Consulting e.U.